Viel Kritik mussten die Stürmer von Rot-Weiss Essen in den letzten Wochen einstecken. Der letzte Treffer einer echten "Nummer neun" liegt schon über vier Monate zurück. Im November 2022 traf Ron Berlinski in Oldenburg zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung der Essener – am Ende siegte RWE mit 5:3.
Beim vergangenen Auswärtsspiel in Saarbrücken probierte es Trainer Christoph Dabrowski mit einer unkonventionellen Lösung und beorderte Kapitän und Linksverteidiger Felix Bastians in die Sturmspitze. Ohne Ertrag: RWE verlor mit 0:3. Das lag aber nicht an der Umstellung mit Bastians.
Ein Punkt, der aktuell bei aller Kritik über eine fehlende Nummer neun angesprochen werden muss: Nicht nur beim Mittelstürmer ist Luft nach oben, sondern auch bei den anderen Offensivspielern.
Gefährlich wurde es in den letzten Spielen meistens durch die Flanken von Oguzhan Kefkir. Dadurch entstanden vier (Duisburg, Dortmund II, Ingolstadt, Bayreuth) der letzten acht Treffer – dazu legte Kefkir noch das 1:1 gegen Osnabrück vor. Alle anderen Offensivkräfte sind zu selten in der Lage, ihre Mitspieler in Szene zu setzen.
Beispiele: Lawrence Ennali kommt trotz 17 Startelfeinsätzen auf gerade einmal eine Vorlage (vor dem Elfmeter in Oldenburg) und hat damit genauso viele wie Ex-Verteidiger Daniel Heber, der seit der Rückrunde gar nicht mehr in Essen unter Vertrag steht. Winterneuzugang Torben Müsel war in seinen acht Spielen noch an gar keinem Tor direkt beteiligt.
Die ganze Mannschaft ist dafür verantwortlich, das Offensivspiel anzukurbeln. Wir versuchen den Spielern immer wieder das Vertrauen zu geben und Mut zuzusprechen – unabhängig davon, ob Fehler passieren. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Geduld auszahlen wird.
Christoph Dabrowski.
Coach Dabrowski nimmt seine Spieler vor dem Heimduell gegen den SV Wehen Wiesbaden (25. März, 14 Uhr) in Schutz: "Ich zeige nie grundsätzlich mit dem Finger auf einen Spieler. Wir sind eine Mannschaft und jeder ist dafür verantwortlich, sich defensiv und offensiv einzubringen. Ich achte nicht darauf, wer in irgendwelchen Fan-Foren an den Pranger gestellt wird. Das war auch nicht der Grund, warum Ron Berlinski in Saarbrücken nicht von Beginn an gespielt hat. Ich werde niemals einem Spieler die Schuld zuschieben. Die ganze Mannschaft ist dafür verantwortlich, das Offensivspiel anzukurbeln. Wir versuchen den Spielern immer wieder das Vertrauen zu geben und Mut zuzusprechen – unabhängig davon, ob Fehler passieren. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Geduld auszahlen wird."
Klar ist: Die mangelnde Torgefahr ist nicht nur ein Problem der Stürmer, sondern der gesamten Offensivabteilung. Eine "Nummer neun" ist immer auch auf die Anspiele seiner Mannschaftskollegen angewiesen. Gegen die Hessen haben die Spieler die Chance, es wieder besser zu machen.